Das Auge im Wandel
Am Anfang ist das Auge ein scharfer Spiegel,
hungrig nach Bildern,
es sammelt die Welt in tausend Details,
wie ein Kind, das Kieselsteine am Flussufer aufliest.
Mit den Jahren wird der Spiegel weicher,
die Konturen verschwimmen,
und was früher grell und laut war,
tritt zurück in den Hintergrund.
Nun öffnet sich ein anderes Sehen:
nicht mehr das Jagen nach Formen,
sondern das Lauschen nach Bedeutungen.
Die Bilder draußen verweben sich mit den Bildern drinnen,
und das Auge wird zum Tor –
nicht nur zur Welt, sondern zum Leben selbst.
So zeigt das Altern:
Wenn die äußere Schärfe nachlässt,
gewinnt die innere Klarheit an Gewicht.
Das Auge lernt, tiefer hineinzusehen,
und die Welt antwortet mit stilleren,
doch reicheren Farben.
Zauberspruch:
„Weniger sehen – tiefer schauen.“